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Veilchen in der Medizin Aus dem Kräuterbuch des Tabernaemontanus Teil IV

Von Violen Zeltlin DIA (???) genannt

Man nimpt frische Veielnblumen/ so wol gereiniget fünff Quintlein/ Ammelmeel drey Quintlein unnd ein Scrupel/ Wegerichsamen ein Quintlein/ RHABARBARA, Balsam oder sein SUCCEDANEUM beydes ein Scrupel/ Rosenwasser so viel gnug/ machs zu Küchlein. Stosse die Samen unnd RHABARBARA mit einander/ das Ammelmeel aber besunder/ darnach die Veielblumen in ein Marmersteiner Mörser/ thu dann das Pulver unnd Balsam darzu.Diese Zeltlin werden in etlichen alten COMPOSITIONIBUS gebraucht.

Von Veieln Honig

Dieser wirdt in den Apothecken wie der Rosenhonig bereitet: auff das aller schlechtest wirdt also bereytet: nimb ein Pfundt oder halbes der blauwen abgeschnittenen Blättlein/ zerstoss sie wol/ dann seudt sie in drey oder anderhalb Pfundt schönes frischen geläuterten Honigs/ lass ob einem sanfften Kolfewerlin wol sieden/ dass es rechter Dicke komme/ oder vermisch es wol under einander/ unnd lass an der sonnen erheitzen. Andere machen den Veielnhonig also: nehmen verschaumptes Honigs zehen Pfundt/ Veielnsafft ein Pfund/ setzens zum Fewer/ unnd wann es anfahet uber sich sieden/ so schütten sie noch vier Pfundt Veielnblätter darzu/ kochens biss der Safft gar eingesotten ist/ jedoch rühren sie es ohn Underlass. Etliche nehmen Honig zwey Pfundt/ Veieln ein Pfundt/ lassens ein wenig mit einander sieden/ seygens durch/ kochens folgendts widerumb biss seyn dick wirdt.
Diesen Vhonig mag man brauchen wie ein Syrup/ Julep oder Zucker Violat: ist in dürren unnd trucknen Husten der Brust dienstlich: Jn die Clystieren auch nutz/ zu befeuchtigen/ abkülen und reinigen das Eyngeweid.)

Von Veielöl OLEUM VIOLARUM

Das Veielöl,soll auff solche Weiss gemacht werden: man nehme der braunen wohlriechenden Veieln wann sie anfangenzu blühen/ so viel man haben will/ thue sie in ein verglasurtes Geschirr/ schütte darüber ein lauter Baumöl/ dass sie bedeck seyn/ stelle darnach das Glass oder Geschirr zehen Tage an die Sonne/ oder an einen andern warmen Ort/ lass es darnach in einem besondern Geschirr in heissem Wasser sieden/ thue die Veieln wol aussgetruckt davon: darnach thue man widerumb frische Veielblumen darinn/ stelle es abermahl zehen Tage an die Sone/ lass darnach sieden unnd trücke es auss wie zuvor/ solches thue man zum dritten mahl: darnach werffe man ein Theil der aussgedorten Veieln darin und behalte es zum Gebrauch. (Andere machens also: sie nehmen auff ein Pfundt geweschens und geläuterts Oel/ der frischen blauwen Mertzenviolen von den grünen Bützlein abgereiniget/ vier loth/ stossens in einem steinern Mörsser zu Muss/ stellens wol vermacht an die Sonnen/ wie zuvor gemeldet. Etliche henckens in einen kalten Brunnen/ doch dass es das Wasser nicht anrühre: andere vergrabens in einem kühlen Keller.
Etliche wöllen/ dass dieses Oel von grünen unzeitigen Baumöl bereitet werden soll/ darmit es hefftiger kühle/ unnd die Glieder bass stärcke/ nehmen dieses zwey Pfundt/ thun darzu acht loth Violaten/ und bereitens wie das ander:) Solches Oel ist etwas kälter denn dz Rosenöl/ derowegen es in allen hitzigen Schwachheiten wol zu gebrauchen ist/ hilfft auch wol den jenigen so mit den seitenstechen beschweret seyn.
(Diss Oel dienet fürnemblichen den ertruckneten unnd verdorreten Gliedern/ löschet unnd miltert die grosse unnatürliche Hitz dess gantzen Leibs/ die verharten Glieder werden darvon milt unnd strecken sich/ die Härigkeit wirdt dardurch gemiltert/ unnd was verdorret ist/ wirdt darvon befeuchtiget. Auff den Magen gestriechen/ miltert es die Hitz/ erweicht den erharten Bauch. An die Schläff und Stirnen gestriechen/ auch in die Nasslöcher gethan/ stillt die schwere Schüss und hefftig wütend Hauptwehe/ ein wenig Rosenöl darunder gethan/ leget auch also dz hefftig Hauptwehe/ in Dreytägigen unnd andern hitzigen scharpffen Febern.)
Jn grossen Hauptwehen/ so von Hitz oder von Collerischen Dämpffen kompt/ wie auch in PHRENITIDE/ soll man nemen Veielöl/ Seeblumenöl/ jedes iii.loth Chamillenöl i.loth/ Wachs so viel zu einem Sälblein genug ist/ dieses auff ein Tüchlein geschmieret auffs Haupt geleget/ oder auch an die Schläff geschmieret/ lindert die Hitz. Wenn aber der Krancke nit schlaffen kan/ soll man nehmen Rosenwasser vier loth/ Lattich unnd Magsamenwasser jedes anderhalb loth/ Veielöl und Rosenöl jedes ein loth/ Rosenessig fast ein halb loth/ darinn man ein Eyesweiss zerklopffen soll/ darnach Tüchlein darinn netzen/ unnd offt uber die Stirn oder Schläff schlagen. Jn der Seitenkränck der Kinder nimpt man süss Mandelöl/ Veielöl jedes ein loth/ Wachs so viel zu einem Sälblein vonnöthen: schmiere damit den bresthafften Ort und legt ein Schweinen Blässlein darüber.
Jn den schwindenden und brennenden Febern soll man das Veielöl also brauchen: Man nehme geschelte Gerste zwey loth/ Violblumen ii.Quintlein/ solches koch man in Brunnenwasser/ biss auff ein Rösel oder Pfund/ dazu thu man Veielöl acht loth/ darinn duncke man drey oder vierfache Leinen Tüchlein/ und lege es den Krancken offtmals uber die Brust.
(Man gibt auch von diesem Oel den Schwindtsüchtigen/ und denen so von Lungen Geschwär hefftig abnehmen/ in der Speiss mit ein wenig Frawenmilch wol vermischt. Es benimpt auch kräfftiglich den dürren truckenen Husten/ miltert die Reuhe und Verdorrung der Zungen und Kählrohrs/ leichtert den schweren Athem/ und Keichen von Hitz/ und Verdorrung der Brust.)
Man macht auch ein Bad von Bappeln/ Eybisch/ Beerenklaw/ Chamillen unnd Veielkraut/ schüttet darzu ein Pfundt Veielöl/ welches bequem ist den jenigen so mit dem FEBRE HECTIA SEYN ANGEGRIFFEN.
Jn dem Nierenwehe/ NEPHTITIS genannt/ wie auch in Entzündung der Blasen und der Mutter/ wirdt diss Oel gar nützlich gebraucht/ ein Sälblein darauss gemacht und angeschmieret.
(Den Nabel mit Violöl gerieben/ so warm man das leyden mag/ soll nützlich seyn zu dem hitzigen Harnen.
Jn den Halss der Blasen gespritzt/ löschet den hefftigen Brandt und Schmertzen dess Harns.
Ein Sälblein darvon bereytet mit weisem Wachs/ heylet die Schrunden der Lefftzen/ Händ/ füssen/ Affter/ Geburtglieder/ unnd der Wartzen an Frawenbrüsten/ so von scharpffer Feuchte und grosser Hitz/ verdorren unnd auffspringen. Auff ein Brandt gelegt oder hitzige Geschwulst/ kühlet unnd miltert den Schmertzen/ gibt ein treffentliche Brandtsälblein.)
jn den hitzigen Febern halte ich darfür man könne viel besser das OLEUM VIOLARUM in den CLYSTIREN gebrauchen/ dann das Rosenöl/ welchs allezeit etwas ASTRINGIERT, dz ander aber mehr kühlet und LAXIERT.

Veielessig ACETUM VIOLACEUM

Es kan auch ein nützlicher guter Essig von den Veielblumen gemacht werden: Also man nehme der wolriechenden Veieln/ die ein wenig aussgedorret seyn/ so viel man derselbigen haben kan: Thu sie in ein Glass/ schütte darüber guten firnen Wein oder Weinessig/ lass fast vier Wochen an der Sonnen stehen/ darnach seihe man den Wein von den Blumen ab/ und behalte den zum Gebrauch: Etliche so jhn besser haben wöllen/ thun die Blumen widerumb herauss/ wann sie ein zeitlang im Wein gelegen/ und werffen widerumb andere frische hinein/ und solches thun sie etlich mal biss es starck gnug ist: Solcher Essig gibt ein gute Hertzstärckung/ ist auch gut wider das Zittern und Klopffen dess Hertzens/ so von Hitz kompt/ als dass man nehme Violen/ Sawrampffer/ Borragen und Rosenwasser jedes iiii.loth/ SPEC.DIAMARG.FRIG. ein halb Quintlein/ SPEC DIAGEMMAE, geschaben Helffenbein jedes ein Scrupel/ gantzen Saffran zwey Gerstenkörner schwer/ Violessig und Rosenessig jedes ein halb Loth/ solche stück zusammen vermischet/ leinen Tüchlein darein genetzt/ und offtermals gleich wie ein EPITHEMA uber das Hertz geleget.

Von den wildten Veieln oder HundtsVeieln Gebrauch

Ob wol die wildte Veieln oder HundtsVeieln keinen sonderlichen Nutzen in der Artzney haben/ dann man weder Conserven/ noch Syrupen/ Oel oder Essig darauss zu machen pfleget/ jedoch dieweil sie ein Art an sich haben zu erweichen und zu kühlen/ kan man beyd Kraut und Blumen wol und nützlich an statt der andern in Behungen/ Clystiren unnd Baden/ darvon droben underschiedliche Meldung geschehen ist/ gebrauchen.
(Mit frdl. Erlaubnis von Herrn Ruedi Fischbacher)

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