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Veilchen in der Medizin Aus dem Kräuterbuch des Tabernaemontanus Teil II

Safft von Veieln SUCCUS VIOLARUM

Es wirdt auch ein nützlicher Safft auss den wolriechenden Veieln in den Apothecken zu bereytet/ den macht man also: Man nimpt der frischen wolriechenden Veieln/ so eben abgebrochen seyn/ als viel man derselbigen haben kan/ rupffet die blauwe Blettlein darvon/ dieselben stöst man in einem steinern Mörser/ thue sie darnach under ein Presse/ und truckt den Safft wol auss: Solches aussgepresten Saffts nimpt man nach Gelegenheit der Blumen zwölff Untz/ weissen Zucker vier unnd zwantzig Untz: Es soll aber der Zucker zuvor CLARIFICIRT unnd gebührlich dick gesotten seynd/ und wenn er von Fewer genommen/ soll man jhn ein wenig lassen kalt werden. Alsdann den aussgepresten Violensafft darunder schütten/ und solches mit einander widerumb bey einem gelinden Kolfewer sittiglich sieden lassen/ biss dass es seine PISSITUDINEM erlange: Es soll aber der Schaum allwegen im Sieden abgefeymet werden (dann ob gleich solcher/ so er darbey verbleibet/ die Farb behelt/ verursacht er doch dass der Syrup desto ehe verdirbet.) Dieser Safft ist fürnemblich den jungen Kindern gar wol zu gebrauchen/ welche umb die Brust vol seyn unnd stetigs darvon rosseln/ denen soll man den Safft mit ein wenig Eysopwasser/ wenn kein Feber fürhanden ist/ eingeben: Oder aber in grosser hitz mit Scabiosenwasser/ es lindert auch solcher Safft die scharpffe hitzige Gall/ und helt den Kindern den Leib offen/ und wie FALLOPIUS DE MED.PURG.SIMP.C.25. meldet/ treibt dieser safft die Gall durch den Stulgang: Jedoch muss er von alten Personenin einer grossen Quantitet eingenommen werden. Er ist auch gut für die heysere der Keelen und lindert die Schmertzen dess Magens/ kan in allwegen wie der Veielsyrup gebraucht unnd eyngenommen werden/ wie daselbst weiter bericht gegeben wird.
(Dess aussgepressten Saffts ein oder zwey Loth gebraucht/ oder also frisch mit Rosinlein und ein wenig Zucker gesotten und getruncken/ macht ein linden Stulgang. Eusserlich auffgestrichen/ zeitiget und erweichet die hitzigen Pestilentzische Geschwer.)

Von gedistilliertem Veielwasser AQUA VIOLARUM, und seinem jnnerlichen Gebrauch

Die Violen soll man distillieren/ wann sie wol offen seyndt und am stärckesten riechen/ welches die Krafft von violen behaltet/ und wird sehr nützlich gebraucht/ das Hirn/ Hertz/ Leber/ unnd alle jnnerliche Glieder zu stärcken unnd erquicken/ wann sie von unmässiger/ unnatürlicher Hitz/ schwach seyndt: reine leinen Tüchlein darein genetzt und ubergelegt/ oder jnnerlich gebraucht und getruncken.
Jn scharpffen pestilentzischen Fiebern getruncken/ löscht es die Hitz/ erquicket das Hertz in aller Ohnmacht und Schwachheiten.
Die von unnatürlicher Hitze/ so man das Rohtlauffen oder fliegende Hitze nennet/ geplaget werden/ sollen bissweilen jhren Tranck mit diesem Wasser vermischen. Dess Abendts getruncken löschet die hitzige Dämpff/ darvon die Augen geschädiget werden unnd schwieren/ unnd von hitzigen Geblüt verursachet wirdt.
Diss kület auch die Lungen/ nimpt den dürren truckenen Husten/ wird den Schwindsüchtigen nützlich gegeben.
Den jungen Kindern dess Tags viel mahl ein Löffel voll zu mahl zu trincken geben/ vertreibt den Siechtagen: kület sie auch jnnerlich wann sie grosse Hitz haben/ und zu Nacht darvon unruhig sind.)
Das aussgebränte Veielwasser hat grössere Krafft bey sich/ dann das gesottene Wasser von dem Kraut. Jn hitzigen Brustschwachheiten sol man nehmen Veielwasser 5. Oder 6.Loth/ entweder für sich selbst/ oder mit einem Veielsafft vermischet. Da aber dess gebrannten Wassers nicht so viel fürhanden/ sol man nemen ein Gerstenwasser/ darinn Veielkraut/ Hasenpappeln/ und Zuckercandi absieden und durchseihen: Solches Wassers kan man nehmen sechs loth/ Veielwasser ii.loth/ unnd dasselbige temperieren mit einem Veielsafft/ lindert den Durst und die Hitz/ erfeuchtet und erweichet widerumb was von der Hitz verbrennet und aussgedorret ist/ miltert den Husten/ die rauhe Keel und machet aussreuspern. Dessgleichen thut auch/ so man nimmt Veielwasser zwölff loth/ Scabiosen und Hufflattichwasser jedes auch so viel/ der süssen geschelten Mandeln vier loth/ oder auch mehr/ Kürbes und Melonen Samen/ jedes ein halb loth/ und auss bemelten Stücken ein EMULSIONEM AMYGDALINAM zurichten.
Für das verbrannte und Melancholische Geblüt so sich in den Adern und umb das Hertz herumb verhaltet/ davon vielmal Ohnmachten unnd Hertzzittern verursachet werden/ sol man nehmen Veieln/ Borragen unnd Ochsenzungenwasser/ jedes vi.loth/ Erdtrauchwasser iii.loth/ SYRUPI GRANATORUM oder ACETOS.CIRRI viii.loth/ solches under einander vermischen und davon trincken.
Also auch in grossen Hauptwehe/ so von hitzigen/ scharpffen cholerischen Dämpffen verursacht wirdt/ sol man brauchen dz Veielwasser/ dann es lindert die grosse Hitz/ erfeuchtet dz Hirn/ unnd machet schlaffen/ sonderlich so mans mit einem Seeblumensyrup vermischet/ und einen guten starcken Trunck gegen Nacht einnimpt. Dessgleichen löscht solch Wasser die Hitz dess Magens/ der Leber/ der Mutter und der Nieren.
(Ist auch gut zu dem Schmertzen der Augen von Hitz/ mit Tüchlein auffgeleget.)

Eusserlicher Gebrauch dess Veielwassers

Es kan das Veielwasser eusserlich auch zu obgemeldten Gebresten dess Leibs gebraucht werden/ die entzündte unnd erhitzte Glieder zu kühlen unnd zu befeuchtigen/ wann man leinene Tüchlein darinn netzet und uberleget/ als uber die Brust in den hitzigen brennenden Febern. Uber das Hertz mit Borragen und Ochsenzungenwasser vermischt/ darzu man thun kan PULU.TRIASANTALI unnd DIAMARGANTI FRIGIDI. Uber den Magen und die Leber mit Endivien oder Wegreichwasser. Dessgleichen auch in hitzigem Hauptwehe kan mein leinen Tüchlein in Veiel und Rosenwasser eintrucken/ und etlich mal nach einander umb die Schläff legen.
(Das Haupt offt damit gewäschen/ nimpt die Milben und Schüppen/ unnd was dergleichen von Hitz/ Truckene unnd Schärpffe dess Geblüts sich erhebt.
Es gibt auch ein köstlich Augenwasser in allen hitzigen unnd truckenen Zufäll der Augen und Augenwinckel/ mit reinen leinen Tüchlein ubergelegt.
Damit gegurgelt unnd erhitzigten Mundt offt geschwencket und auch getruncken/ kühlet und nimpt die Hitzblätterlein/ wehret dem Halssgeschwer/ ist gut zu Anfang der Bräune darmit gewäschen/ und hernacher ein wenig Zuckercandi zerlassen/ oder Quittenkörner oder Weschen Flöhesamen ein wenig darinnen erweichet/ und mit dem Schleim bestrichen.
Die Versehrung dess Affters von Schmertzen der Güldinadern/ Frawen Geburtglieder und Männlichs Glied/ und wo solche Ort von Hitz entzündet unnd geschwollen/ darmit gewäschen/ unnd mit leinen Tüchlein ubergeleget/ ist ein treffentliche Artzeney.
Den Schmertzen dess hitzigen Podagrams/ stillet es/ wo man zarte Tüchlein darinn netzt unnd uberlegt/ unnd wann sie trucken widerumb erfrischet/ jedoch soll solches zu Anfang dess Schmertzens geschehen.
Von den Apoteckern wirdt offt das Kraut an statt der Blumen aussgebrandt/ ist aber nicht so kräfftig/ mag aber in der Notturfft an statt dess gerechten jnnerlich unnd eusserlich gebraucht werden.)
(Mit frdl. Erlaubnis von Herrn Ruedi Fischbacher)

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